Wer regelmäßig übt, erlangt die Geschmeidigkeit eines Kindes, die Gesundheit eines Holzfällers und den Geist eines Weisen.
„Was für ein Schmarrn“, könnte sich manch einer denken, der solche Sätze liest. Ich nicht.
Mich hat schon immer interessiert, was hinter den spirituellen Leitgedanken von Meditationsformen wie Qigong und Taiji steckt. Deshalb hab ich auf eine Schnupperstunde bei Monika Hollauer vorbeigeschaut – und es nicht bereut. Ein Selbstversuch.
Das Training beginnt mit ein paar einfachen Qigong-Formen. Jedenfalls sollten sie einfach sein. Bei mir weicht die anfängliche Motivation schnell dem ersten Schock. Ästhetik... Mit ästhetischen Bewegungen sollen Gelenke, Muskeln, innere Organe sowie der Geist trainiert werden, um den Anforderungen des Alltags standzuhalten. So steht es geschrieben. Für mich als Handballer ist das Wort Ästhetik ein Fremdwort. Also erst einmal googeln.
Ich reiße mich zusammen und versuche, Monikas Bewegungen möglichst originalgetreu nachzumachen. Ich bin naiv genug, zu glauben, dass ihr vielleicht entgeht, dass ich oft nach unten schaue, keinen geraden Hals habe und mein Becken ziemlich unbeweglich ist. Monika entgeht nicht davon.
Als ich kurz davor bin, zu hinterfragen, was ich hier eigentlich mache, gibt Monika mir Anweisungen, meine Haltung zu korrigieren. In diesem Moment packt mich der Ehrgeiz und bei den folgenden Übungen finde ich trotz meiner gnadenlosen Unbeweglichkeit langsam Gefallen an dem Training. Ich fange an, den vielleicht wichtigsten Effekt des Qigong zu verinnerlichen – die Körperbewusstheit.
Bei jeder Bewegung werde ich von meiner Trainerin daran erinnert, einzelne Stellen meines Körpers „durchzufragen“. Nur so kann ich letztendlich dahinterkommen, wie es mir heute eigentlich geht. Das funktioniert besser als gedacht. Das langsame Tempo der Bewegungen kommt mir entgegen. Nicht nur, weil ich mir sonst alles verreißen würde, sondern, weil ich Zeit brauche, mich auf den Bewegungsfluss zu konzentrieren. Quasi ohne, dass es mir wirklich bewusst war, ist Monika inzwischen bei Formen des Taiji angekommen.
Die Bewegungen werden komplexer und umfangreicher. Ich will sie unbedingt genauso geschmeidig ausführen können wie Monika. Das gelingt mir nicht und ich bin froh, dass das Training nicht gefilmt wird. Trotzdem merke ich, wie ich mich voll und ganz auf das konzentriere, was ich gerade tue. Monika erleichtert mir das Verstehen einzelner Bewegungen anhand von Vergleichen mit typischen Alltagssituationen. Nach mehrmaligem Wiederholen einer bestimmten Form klappt die Ausführung immer besser, da ich den Bewegungsfluss und somit meinen Körper nach und nach verstehen lerne.
Schon fast beiläufig erklärt Monika, wie einzelne Bewegungen bei einer Konfrontation eingesetzt werden könnten, sodass möglichst wenig Energie verbraucht wird. Der Aspekt der Kampfkunst kommt beim Taiji nicht zu kurz, wobei die Betonung eher auf der „Kunst“ als auf dem „Kampf“ liegt.
Ich
bin inzwischen überzeugt, dass meine Haltungsprobleme schnell
Geschichte sein könnten, wenn ich regelmäßig Taiji machen und auf
meine Bewegungen achten würde. Ohne Frage kann diese Art der
Meditation auch anstrengend sein. Nach einem Krafttraining oder einem
längeren Lauf fühle ich mich immer besser als vorher und habe das
Gefühl, etwas gemacht zu haben. Den gleichen Effekt hatte das
Probetraining mit Monika. Schon nach zehn Minuten Qigong und Taiji
habe ich mehr über meinen Körper gelernt als in den knapp 22 Jahren
meines bisherigen Lebens, weil ich ihm zugehört habe.
Im
Moment gibt es wirklich viele Dinge in meinem Kopf, die mich rund um
die Uhr beschäftigen. Die meisten davon sind im Grunde omnipräsent.
Mir ist erst am Abend nach dem Training klargeworden, dass ich
spätestens mit dem Beginn der Taiji-Formen keine Sekunde mehr an den
Alltag gedacht habe. Auch die Stunden danach habe ich mich deutlich
befreiter gefühlt. Mein Wille, den Bewegungsfluss besser
hinzubekommen als beim vorherigen Versuch, war so groß, dass für
den Autoscheinwerfer, den ich am Vortag kaputtgefahren habe, einfach
kein Platz mehr war.
Einen
persönlichen Eindruck von Qigong und Taiji muss sich natürlich
jeder selbst machen. Den Versuch ist es aber auf jeden Fall wert –
auch, wenn man davon bisher überhaupt nichts halten sollte.
Vielleicht wird ja aus „Kenn i ned, mag i ned“ dann ganz schnell
„Habs probiert, mag i a“. ;)
Felix
Hüsch
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